Filmtransfer | Stefan Mildenberger und Christph Lohse


Das hinterconti ladt ein zur Ausstellung Filmtransfer mit Arbeiten von Stefan
Mildenberger und Christoph Lohse.

Eröffnung:     Freitag 30. November 2012 um 20h
Geöffnet: 01. und 02. Dezember, 14–18h, sowie
03. und 04. Dezember nach Vereinbarung

 

Filmtransfer

Will ich mir ein Glas Zuckerwasser bereiten, muss ich das Schmelzen
des Zuckers abwarten.*

Will ich mir einen Film im Ganzen ansehen, muss ich die Dauer seiner
vorüberziehenden Bilder abwarten.

Was aber wenn die Filmlänge komprimiert oder die wichtigsten Parameter
eines Films in einem einzigen Bild sichtbar sind?

Stefan Mildenberger und Christoph Lohse unterziehen Kinofilme einem
systematischen Prozess, in welchem sie das Hauptmerkmal des Kinos
– die Synthese von Raum und Zeit – bearbeiten.

Christoph Lohses »Grafischen Filmtranskriptionen« – umgesetzt als Plakat
und Buch – übertragen die Filmminuten in Zentimeter und die Filminformationen
in grafische Elemente und Text. Mittels dieser grafischen Filmanalyse wird
der Film abstrakt rekonstruiert. Alles ist zum gleichen Zeitpunkt sichtbar. Einer
Landkarte gleich, ist dieses Darstellungssystem mit Hilfe einer Legende
erlern-und lesbar. Die filmische Struktur tritt dabei in den Vordergrund und
ermöglicht eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Erzählweisen.

Während Christoph Lohse den Film in seine Einzelheiten zerlegt und auf seine
ursprüngliche unbewegte Einheit zurückführt, komprimiert Stefan Mildenberger
in seinen »Scantrified Movies« die Zeit auf andere Weise. Die Video-Projektion
»Mildenberger‘s Scantrified Movie: Titanic« zeigt beispielsweise die Ergebnisse,
die beim sequenziellen Einscannen des Spielfilms »Titanic«, (1997, Regie: James
Cameron), entstehen. Hierbei wird die filmische Zeit der Dauer eines Scan-
vorgangs untergeordnet und anschließend der Filmapparatur wieder zugeführt.

Diese teils aggressiven Bearbeitungen machen Mechanismen sichtbar, die den
Betrachter bei der herkömmlichen Filmrezeption unbewusst durchlaufen. Beide
Arbeitsweisen schaffen auf diese Weise Distanz und ermöglichen neue Perspektiven
auf stereotype Erzählmuster.
Sehen wir uns die Bilder und Zeichen einmal genauer an.

*Henri Bergson, »L´évolution créatrice«

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in 2013, Ausstellungen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.
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