Die Ausstellung “Töchter” beschäftigt sich mit der Rolle der Tochter. Beziehungen, Verantwortung, Nähe, Fürsorge:
Was prägt unsere Position als Töchter in der Familie, in der Gesellschaft? Welche Bilder haben wir dazu im Kopf und
wie können wir diesen gerecht werden oder sie verändern und anpassen? Auf je eigene Weise arbeiten die Künstlerinnen
eine spezifische Tochter-Situation heraus und zeigen die Eingebundenheit und Verknüpftheit mit ihrer Person:
Magda Stützer-Tothova verarbeitet fotografisch, filmisch und bildhauerisch den Alltag mit ihrer Tochter Ella. Diese
Mutterschaftserfahrung beeinflusst die künstlerische Praxis von Stützer-Tothova auf kathartische Weise und mündet
in die Einbeziehung ihrer Tochter im bildnerischen Prozess als eine Lösung für den eigenen Schaffensprozess.
Niina Lehtonen Braun hingegen nähert sich dem Ablöseprozess von Töchtern und Töchter-Müttern malerisch an. Die
weichen Farbstriche verbinden sich in einer Videoanimation zu einem immer wieder von vorne beginnenden Prozess der
Ablösung und Neuverbindung.
ANna Tautfest nimmt den Aufenthalt in einer Intensivstation zum Anlass, über die Care-Momente eine persönlich-abstrakte
Auseinandersetzung mit ihrem Tochter-Sein zum Ausdruck zu bringen. Die fotografische Dokumentation bildet den
Ausgangspunkt für ein Weiterdenken in Care-Situationen und utopischen Szenarien.
Im Zusammenkommen der drei unterschiedlichen Herangehensweisen positionieren sich die Künstlerinnen auch zueinander
im Raum, als Töchter, als Künstlerinnen, als Positionen in der Kunst. Die Einzel-Perspektive wie auch die Schnittmenge
erzählen in ihrer jeweiligen Spezifik etwas über sich, werden aber auch allgemein lesbar. Die Verschiedenartigkeit der
Positionen führt zu einer Leseweise, in der die Lücken mit anderen Positionen gefüllt werden können. Im Umreißen dieses
komplexen Themas der Töchterschaft entsteht eine Fragestellung, die die gesellschaftliche Positioniertheit reflektiert und
ausstellt. Der Umriss der Thematik scheint in den vielen Kleinst-Einblicken in die persönlichen Erfahrungen von drei Töchtern
in der Kunst auf.
Vernissage 28.02.2025 19h-23Uhr, 20 Uhr Performance “Fragments and contradictions” mit Magda Stützer-Tothova
Sa, 01.03.2025 / 17h – Artist Talk
So, 02.03.2025 / 17 Uhr Performance “Soundtrack Of A Dream”, Dörte Habighorst
So, 02.03.2025 / 18-20h Finissage
Workshop Programm 01.03.-02.03.2025:
In einer Reihe von Aktivitäten können die Besucher_innen gemeinsam mit den Künstlerinnen das Produzieren, das Herstellen erproben. Wie werden gesellschaftliche Positionen hergestellt? Welche Tätigkeiten gehören dazu? Wie bewirken Tätigkeiten unsere gesellschaftliche Position? Herstellen, sich herstellen, Familie herstellen, Tradierung herstellen. Wir beschäftigen uns mit Formen der Produktion, mit Positionierung und mit Zuschreibung. – Tee wird mit Töchtern gemischt, ein Wissen geht von einer zur anderen über, Rituale werden hergestellt, Verbindungen geschaffen und weitergeführt. Halt, Zusammenhalt, Halten. Wer hält wen und was wird erhalten? Töchter produzieren alleine, gemeinsam, im Kollektiv, mit euch! Wir lesen uns gegenseitig vor, wir halten zusammen, wir stellen her.
Samstag, 01.03.2025, 15Uhr
“Mit Töchtern Tee Mischen”, Magda Stützer-Tothova (Workshop, ohne Anmeldung)
Sonntag, 02.03.2025, 15-20Uhr
“Töchter produzieren: Hands of Care”, Niina Lehtonen Braun, ANna Tautfest (Workshop, ohne Anmeldung)
„Töchter“ Hilbertraum Berlin 29.11.-08.12.2024
Das Programm des hinterconti e.V. wird gefördert von
Paolo Moretto / Rolf Naedler / 14. – 16. März
Paolo Moretto & Rolf Naedler
„Von Wesen, Mustern und entzückenden Dingen“
Eröffnung am Freitag, den 14. März um 19 Uhr
Ausstellung am Samstag und Sonntag, 15. und 16. März, 15-19 Uhr
Das Werk von Paolo Moretto fasziniert immer wieder durch neue Themen und Ausdrucksarten. Teils lässt er sich in spielerischer Herangehensweise durch Fundstücke oder Materialien inspirieren, aber ihn langweilt selbst die Wiederholung, so dass sein Oeuvre weit aufgefächert ist und für die Betrachter:innen immer wieder neue Bezüge und Überraschungen bereithält. Er entwirft filigrane große Skulpturen, näht und klebt oder malt und übermalt. Manchmal geben ein Wort oder Text einen zusätzlichen Impuls, manchmal wächst sich sein Werk aber auch zu einer ganzen Demonstration aus. Wenn man etwas nicht sicher zuordnen kann, dann ist es vermutlich von Paolo Moretto.
Rolf Naedlers künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Malerei, die er auch mit Drucktechniken kombiniert. Letztere sind aber auch alleinige Ausdrucksmittel. Er bearbeitet oft Themenzyklen aus Flora, Fauna und Umwelt und recherchiert hierbei historische und naturwissenschaftlichen Hintergründe, um sie als komplexe Inhalte zu Metaphern und Mustern zu transformieren. Oft isoliert er hierfür ein Wesen oder Objekt und bettet dieses in ihm zugedachte Muster oder Strukturen ein, wodurch neue Bezüge und Gefüge entstehen.
Beide Künstler spielen gern mit Illusionen und brechen diese auch wieder, sei es in gestörten Rapporten, Überlagerungen oder Fehlstellen, weil ihnen das Schöne und die reine Harmonie suspekt sind. Hierin gleichen sich die Arbeiten von Moretto und Naedler, auch wenn sie hierfür unterschiedliche Wege gehen.